Franzisceischer Kataster
Teilgebiete im Digitalen Atlas abfragbar
Das Steiermärkische Landesarchiv und die Landesbaudirektion – Stabsstelle Geoinformation (LBD-GI) betreiben gemeinsam das Projekt „Georeferenzierung des Franzisceischen Katasters“. Nunmehr sind erste Teilgebiete im Digitalen Atlas der Steiermark abfragbar. Es wurde großer Wert auf die Lagegeauigkeit bei der Georeferenzierung gelegt. Weitere Gebiete folgen sukzessive. Die Maßstabsgrenze für die Visualisierung liegt bei 1:5.000, genauere Darstellungen können beim Steiermärkischen Landesarchiv bestellt werden.
Der Franzisceische Kataster wurde in den Jahren 1820 bis 1861 für die österreichisch-ungarische Monarchie aufgenommen, die Steiermark wurde 1820 bis 1825 vermessen. Der Kataster sollte als Grundlage für eine gerechte Grundsteuerberechnung dienen. Die Katastermappen sind in einzelne Teilblätter im Format 53 cm x 66 cm gegliedert. Ein Blatt im Maßstab 1:2.880 deckt eine Fläche von 1,5 km x 1,9 km in der Natur ab. Pro Katastralgemeinde (KG) entstand so eine Inselkarte. An Hand der Übersichtskarte ist zu erkennen, wie die einzelnen Blätter zusammengesetzt werden müssen. Dieser Kataster beinhaltet ca. 8.600 Teilblätter für das heutige Bundesland Steiermark.
Das Steiermärkische Landesarchiv hat ab 2003 alle vorhandenen Teilblätter der sogenannten „Originalduplikate“ in hoher Qualität gescannt. Dadurch sollten die Originale geschont und eine rasche Benützung im Lesesaal ermöglicht werden. Ziel ist es, diese Karten geeignet aneinanderzulegen, zu mosaikieren und georeferenzieren, um diese dann als eine weitere historische Karte in das GIS-Steiermark einfügen zu können.
Ein Hauptaugenmerk wird dabei auf die geometrische Genauigkeit gelegt. Das heißt, dass die Georeferenzierung so durchgeführt wird, dass die Verzerrungen und die Differenzen zur heutigen Digitalen Katastralmappe (DKM) möglichst gering ausfallen. Dazu wurden im Rahmen einer Diplomarbeit an der TU-Graz die geodätischen Rahmenbedingungen untersucht und für das Projekt die geeignete Vorgangsweise festgelegt. Bei den ersten Testgebieten, die georeferenziert wurden, konnte der mittlere Fehler, also die Abweichung von Franzisceischer Kataster zu DKM, auf unter 2,9 m gehalten werden.
Beim ersten Schritt, dem sogenannten Anfeldern – das Aneinanderlegen benachbarter Teilblätter – ergibt sich eine spezielle Schwierigkeit: Es entstehen Passpunkte, dies sind gemeinsame Punkte in zwei benachbarten Teilblättern, mit denen man ein möglichst genaues Anfeldern möglich macht, nur entlang einer Linie. Eine flächenhafte Verteilung der Passpunkte kann nicht erreicht werden, da keine gemeinsam überdeckte Fläche des Karteninhalts existiert. Aufgrund dieser technischen Rahmenbedingungen werden – je nach Beschaffenheit der benachbarten Blätter – spezielle Transformationsmethoden verwendet, um eine möglichst exakte Anpassung der Einzelblätter
zueinander zu erreichen und die Überlappung bzw. Klaffung entlang der aneinandergelegten Teilblätter gering zu halten. Für das Anfeldern werden die 4- und 6-Parameter-Transformationen (Helmert- und Affin- Transformation) verwendet.
Beim anschließenden Mosaikieren – das ist das Zusammenfügen der aneinandergelegten Einzelblätter zu einer Gesamtfläche – wird ein flächendeckender Datensatz pro KG zu erzeugen. Das Erzeugen einer Gesamtkarte der Steiermark würde zu viel Speicherplatz benötigen. Diese Gesamtdatensätze verfügen allerdings noch über keinen Raumbezug zum Landeskoordinatensystem. Wird nun noch eine Georeferenzierung durchgeführt, so befindet sich der Franzisceische Kataster anschließend im selben Koordinatensystem wie die DKM und kann daher in das GIS-Steiermark eingegliedert werden.
Die Georeferenzierung wird mit der Transformationsmethode „Rubber Sheeting“ (maschenweise Affin-Transformation) durchgeführt und erfolgt mit Passpunkten, die im Franzisceischen Kataster und im heutigen Kataster identisch sind. Um auch entlang gemeinsamer KG-Grenzen eine gute Anpassung ohne Überlappungen und Klaffungen zu erreichen, wird die Georeferenzierung in zwei Schritten durchgeführt. Im ersten Schritt werden alle Passpunkte verwendet, die man in einer guten Verteilung über die gesamte Fläche der KG setzen kann. Im zweiten Schritt schließlich werden weitere Passpunkte an der KG-Grenze gesetzt. Das ist erforderlich, da benachbarte KGs – auf Grund der Inselkartendarstellung – nur bedingt über deckungsgleiche KG-Grenzen verfügen. Dieser unterschiedliche KG-Grenzverlauf kann Abweichungen bis zu 100 [m] annehmen, da zwischen der Erfassung benachbarter KGs oft Jahre liegen. Steiermarkweit wird dieses Problem durch Überlagerung älterer KGs mit jeweils neueren KGs gelöst, aber nicht bereinigt!
Für das Projekt „Georeferenzierung des Franzisceischen Katasters“ werden die Programme Adobe Photoshop, Remote Sensing Software Graz (RSG) und ERDAS Imagine verwendet.
(Jänner 2011)