Armut und Lebensbedingungen in der Steiermark
Hauptergebnisse und Themen bei EU-SILC
Der Großteil der Auswertungen dieses Beitrags stammt aus den Daten des EU-SILC (Statistics on Income and Living Conditions) Datensatzes. Dieser Datensatz ist eine Erhebung über Einkommen, Armut und Lebensbedingungen von Privathaushalten.
Hauptergebnisse für die Steiermark:
- Mittleres Netto-Jahreshaushaltseinkommen (Ø 2021-2023): 42.006€
- Mittleres Netto-Pro-Kopf-Jahreseinkommen (Ø 2021-2023): 29.645€
- Armutsgefährdungsquote (Ø 2021-2023): 14% (bzw. 167.000 Personen)
- Ausgrenzungsgefährdungsquote (Ø 2021-2023): 16% (bzw. 195.000 Personen)
Quelle: Statistik Austria (EU-SILC 2023)
Die Fallzahlen je Bundesland sind deutlich unterschiedlich, daher ergibt sich gerade für „kleine" Bundesländer die Problematik größerer Stichprobenfehler und starker Zufallsschwankungen von Jahr zu Jahr. Aus diesem Grund wurden ab 2018 von Statistik Austria die Bundesländerwerte mittels Dreijahresdurchschnitt der jeweils letztverfügbaren drei Jahre von EU-SILC berechnet und dargestellt. Durch diese methodische Änderung können die folgenden Zeitreihen nicht exakt fortgeführt werden und daher werden die Zeitreihen in nächster Zeit auf die neue Methodik umgerechnet.
EU-SILC behandelt folgende Themenbereiche, die in getrennten Beiträgen vorgestellt werden:
Weiters werden folgende Themenbereiche in EU-SILC behandelt:
- Vorhandensein von Konsumgütern
- Finanzielle Einschränkungen
- Wohnen (Wohnsituation, Wohnprobleme, Wohnzufriedenheit, subjektive Wohnkostenbelastung)
- Gesundheit
Allgemeines über EU-SILC
In Österreich wird diese Erhebung seit 2003 jährlich durchgeführt. Seit 2005 ist EU-SILC in allen EU-Mitgliedstaaten verpflichtend und bildet die Basis für die Erhebung der Indikatoren zur sozialen Eingliederung, die Armut messen. Durch die jährliche Erhebung sollen mit diesen Indikatoren auch die Fortschritte bei der Verringerung von Armut dargestellt werden können. Seit dem Jahr 2010 werden zum Monitoring des Ziels der Europa 2020 Strategie für ein intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum auch die Zahl der von sozialer Ausgrenzung gefährdeten Personen und die dazugehörigen Indikatoren ermittelt, die in diesem Beitrag auch für die Steiermark vorgestellt werden.
Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union haben darin u.a. als Ziel festgelegt, die Zahl der von Armutsgefährdung und sozialer Ausgrenzung betroffenen Personen bis zum Jahr 2020 um 20 Millionen zu reduzieren. Für Österreich bedeutet dies eine Reduktion des von Ausgrenzung gefährdeten Personenkreises um 235.000 Personen (ausgehend vom Jahr 2008). Ergebnisse aus EU-SILC 2019 zeigen für Österreich eine sinkende Tendenz, die Zahl der von Armut und sozialer Ausgrenzung Betroffenen in Österreich ist seit Beginn des Beobachtungszeitraums im Jahr 2008 um 227.000 Personen gesunken. Die für einen Zeitraum von 10 Jahren angestrebte Reduktion wurde somit - ein Jahr später - zu rund 97% erreicht. Obwohl speziell finanzielle Aspekte in EU-SILC 2020 noch keine Auswirkungen durch die COVID-19-Pandemie enthalten, sieht man bereits bei den Aussagen zur Lebensqualität die ersten Auswirkungen zu Beginn der Krise, die durchaus recht pessimistisch sind. Allerdings liegt Österreich im EU-Vergleich bei der Ausgrenzungsgefährdungsquote deutlich unter dem EU-Schnitt, der 2022 21,6% betrug.
Beim Aktionsplan zur europäischen Säule sozialer Rechte, der 2021 von der Europäischen Kommission als Nachfolge der Europa 2020 - Strategie beschlossen wurde, gibt es 3 Kernziele. Eines dieser Kernziele ist die Verringerung von Armut und sozialer Ausgrenzung. Der entsprechende Indikator dazu ist die Ausgrenzungsgefährdung, die sowohl die Einkommenssituation, die Erwerbspartizipation als auch die Deprivation berücksichtigt. In der Steiermark liegt die Ausgrenzungsgefährdungsquote bei 16%, das entspricht rund 195.000 Personen. Im Vergleich dazu liegt die Ausgrenzungsgefährdungsquote in Österreich bei 17%, für die EU errechnet sich ein Wert von 22%.
Stichprobe EU-SILC
Für EU-SILC 2023 wurden in Österreich 6.122 Haushalte erfolgreich befragt - davon 858 in der Steiermark. Damit wurden in ganz Österreich Daten von 12.482 Personen erhoben. In der Steiermark wurden 858 Haushalte und die darin lebenden 1.755 Personen befragt. Damit ist die steirische Stichprobe natürlich deutlich kleiner als die von Gesamtösterreich, was zwei Konsequenzen hat. Erstens wird die mögliche Subgruppenanalyse eingeschränkt und zweitens unterliegt der Repräsentativschluss auf die steirische Gesamtbevölkerung einer entsprechend höheren Zufallsschwankung (d.h. die hochgerechneten Ergebnisse auf die gesamte steirische Bevölkerung entsprechen immer einer Schätzung für die Verteilung in dieser Grundgesamtheit, die bei kleinerer Stichprobenzahl einer höheren Zufallsschwankung ausgesetzt ist).
Ergebnisse dazu findet man in den Publikationen zu Armut und Lebensbedingungen in der Steiermark in den Steirischen Statistiken. Im Heft 2/2023 sind diverse Auswertungen über die Armut und Lebensbedingungen in der Steiermark 2021 zu finden.